Poetry

Saturn im Wassermann

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„Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft

werden weniger ……. Überzähliges Dasein

entspringt mir im Herzen.“

Rilke

Liebe Leserinnen und Leser,

Saturn im Wassermann ist der Freiheits-König, der gerade durch die „Gefangenschaft“ hervorgebracht wird, weil sie den Sinn und die Sehnsucht nach der Freiheit neu weckt:

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-03/corona-virus-kontaktsperre-kommentar

Saturn – so erzählt uns Plutarch –  Πλούταρχος – ist nämlich gar nicht alt, sondern schläft als Jüngling nur bis zum Wiedererwachen in einer Höhle, wahrscheinlich in der Karibik, wo Kolibris ihn mit Nektar füttern, bis er wieder kommt, das goldene Zeitalter zurück zu bringen.

Seit heute um fünf Uhr morgens läuft Saturn im Wassermann vorläufig bis zum zweiten Juli, wo er wegen Rückläufigkeitsschleife vorübergehend zurück ins Zeichen Steinbock geht. Der Wassermann-Saturn ist ein stolzer König der Freiheit – er tritt daher besonders hervor, wenn er auf Freiheit verzichten muss – dann wird er unermüdlich – und sei es, wie Rilke, mit den Mitteln der poetry – das uranisch/saturnische Freiheitsziel zu verwirklichen als über ein individuelles Leben hinausreichendes Projekt.

Gesellschaftlich (Wassermann) befinden wir uns dafür zumindest in der idealen Situation – unsere gegenwärtige Isolation ist gleichzeitig eine Intensivierung der Vernetzung übers Netz = Wassermann, Technik. Jetzt ist es nicht nur praktisch, sondern unentbehrlich. Dort finden Konferenzen und Versammlungen statt – endlich werden die Möglichkeiten des Netzes für etwas Gutes genutzt, auch die Kanzlerin muss, in Quarantäne, ungewöhnlich viel „Neuland“ betreten: das schon vollkommen dämonisierte Netz wird zum Auffangnetz aus Isolation, Skype zum Trostfenster. Ob der NSA alles mithört, ist jetzt das kleinere Problem. Im Netz kann man sich nicht anstecken, Computer-Viren sind zumindest gesundheitlich unbedenklich. Unterstützungs-Konzerte von den Dächern – Wassermann – gehen jetzt „viral“ – es wurde viel unternommen, gerade dieses Wort gesellschaftlich umgängig zu machen.

Wassermann = der Techniker, der Euphrat und Tigris ergoss aus den Kannen über seinen Schultern für den technisch erschlossenen Paradiesgarten, welcher Babylon nach der Sintflut wurde.

Durch den Ausnahmezustand sind wir alle jetzt aber zunächst mal eingeschlossen (je nach Anordnung mal mehr oder weniger) – das bedeutet, wir sind im 12. Haus, wo Neptuns Reich ist. Nur negativ ist das Täuschung – und auch noch – besonders schwer zu durchschauen – die Täuschung über die Täuschung – im Positiven erscheint dahinter wie in der Mathematik durch doppelte Verneinung die Wahrheit, aber sie ist scheu, wie auf der Lichtung das Reh, schon Mitteilung flieht´s …

Alle allgemein öffentlichen Räume, die von der Allgemeinheit im Prinzip für jedermann sind, machen das 12 Haus aus – auch Krankenhäuser.

Neptun hat Merkur dabei – wenn der in den Widder geht, am 11. April nach wirklich sehr langem Fische-Aufenthalt (seit 3. Februar incl. Abstecher zurück in Wassermann), ein paar Tage nach Vollmond – ist kaum denkbar, dass sich die Leute weiter elementare Freiheitsrechte entziehen lassen – wenn die Zahlen der bis dahin Verstorbenen das nicht rechtfertigen, was immerhin noch entgegen der unerbittlichen Logik mathematischer Exponential-Rechnung, gestützt aber von Erfahrungen aus der Vergangenheit mit anderen Viren – plötzliches Auftreten, ziemlich plötzlicher Rückgang – eine nicht unberechtigte Hoffnung ist.

https://taz.de/Japanischer-Umgang-mit-dem-Virus/!5673106/

In jedem Fall gebiert Saturn im Wassermann den Plan zur Befreiung: er ist ein kühler Kopf. Wassermann ist ja bekanntlich – Daniel Düsentrieb – das Zeichen der Exzentriker und genialischen Eigenbrödler – und ihm wird nicht entgehen, dass die gegenwärtigen Verhältnisse unter Umständen Gelegenheit bieten zu gesellschaftlichem Wandel.

Gesellschaft ist ja gerade Wassermann – es wäre z.B. denkbar, dass Gott uns einen Engel schickt und die Schwerkranken gehen rapide zurück oder bleiben gar aus?! Zumindest bildete sich der vorhergesagte exponentielle Anstieg nicht ab? Das wünsche ich mir. Natürlich mit der entsprechenden Demut. Aber Beten ist noch nicht verboten! Das könnte z.B. von jetzt ab bis 2. Juli (Saturn wieder im Steinbock) durchaus passieren – schwere Erkrankungen, aber eben keine Überlastung des Gesundheitssystems – dann, wenn Saturn wieder zurück geht am 2. Juli – mediale Rückkehr in den Angst-Modus.

Die Medien scheinen es jetzt als ihre Pflicht anzusehen, die Menschen für rigide Selbstbeschränkung zu gewinnen. Aus dem pädagogischen Auftrag – die Leute für das gewinnen, von dem wir glauben und zu wissen meinen, dass es gut und der richtige Weg ist – leiten die Medien auch die moralische Rechtfertigung her: was bleibt ihnen übrig, wenn die Leute so unvernünftig sind? Haben wir nicht gesagt, ihr sollt auf die Wissenschaftler hören?

Sollte der günstige Fall eintreten und die apokalyptischen Szenarien bleiben aus, gibt es einen wahrscheinlich nur sehr kurzen Spielraum für politische Einflussnahme der Bürger, so sie bei allem Unbill wach bleiben und sich in der Kraft halten. Bis jetzt sieht es ganz danach aus.

Astrologisch wäre solches z. B denkbar, wenn Saturn im Wassermann still steht: Anfang Mai, um Vollmond rum.

Mit freundlichen Grüßen,

Markus