Liebe Leserinnen und Leser,
das auf dem ersten Bild unten ist nicht die Milchstrasse. Jeder, der dies glaubte, würde sich irren. Es ist nicht die Milchstrasse, sondern ein Bild von der Milchstrasse mit einem Bild von einem Baum davor, schwarz/weiß aufgenommen.
Was ist Fotografie eigentlich? Noch in den 8oger Jahren haben sich alarmierte PhilosophInnnen mit dem Wesen der Fotografie befasst: Susan Sontag (16.01.1933), Vilém Flusser (12.05.1920), Roland Barthes (12.11.1915) z.B., um drei zu nennen. Dann kam plötzlich, erst durch den digitalen Druck, dann durch digitale Fotografie 1999 eine solche Bilderschwemme in der Öffentlichkeit auf, und wird so für selbstverständlich gehalten, daß sich eine Philosophie des Bildes zu erübrigen scheint.
Gigantische Antlitze betrachten uns von Aufnahmen an Stadien herunter, fotografische Zwerge täuschen uns aus der Zeitschrift in unserer Hand über den wahren Charakter des Urlaubsparadieses. Viele sind reines Klischee, aber wir haben uns daran gewöhnt und fühlen uns vielleicht sogar insgeheim durch den wechselhaften Anblick öffentlicher Bilder in der Seele gewärmt, siehe die DDR Tristesse mit ihrem werbelosen Parolenalltag; kein Problem, wenn am Strand die Sonne scheint, aber doch eines, wenn im Winter die Straße spärlich beleuchtet ist.
Wir haben gestern gesehen, Daß es sehr unterschiedliche Bilder der Sonne geben kann – in der Mitte jenes gelblich grüne Nasa-Bild, daß unsere Sicht auf die Sonne lange geprägt hat. Ihm fehlt aber – kalte Soziologie dieser Jahre – die Korona – die jetzt, wenn wir die Sonnenbildreihe weiter unten verfolgen, wieder auf unterschiedliche Weise wahrgenommen wird, wobei der Blick des technischen Auges in die Sonne schon im zweiten Bild eine Stimmung verbreitet, wie aus dem Schlund in Herr der Ringe, in den Gandalf der Graue fällt, erschlauft durch hinterhältiges rachsüchtiges Nachpeitschen des boshaft brennenden Wesens aus der Vergangenheit, das mit magischen Formeln zu seiner Rückkehr in den Schoß der Erde gezwungen wird, und doch Gandalf den Druiden mit sich reißt – damit er später, Gott sei Dank! – als Gandalf der Weiße wieder dasteht, plötzlich versehen mit der Aura der Metamorphose. Dieser Anblick auf die Sonne vor einem Hintergrund, der, wie bei einer Finsternis, dunkel ist, aber eben ohne Sterne, deren Ahnung wir – wieder hochschauen, bitte: zum Milchstrassenbild – in Erinnerung tragen.
Das ist das, worauf ich hinauswollte – junge Menschen, die in Deutschland aufwachsen, haben bislang oft die Milchstrasse noch gar nicht gesehen. Ihnen tritt die Wirklichkeit nur als Film entgegen, in der die Urknalltheorie in 3-D als Live-shot visualisiert wird und die Dunkle Materie zwischen gigantischen Netzwerken wabert, die sinnlos leuchtend das Aussehen eines unterirdischen Pilzwurzelgartens haben. Die jungen Menschen haben also – das stelle man sich vor – u.U. die Milchstrasse live noch nie bewußt wahrgenommen, aber die fotografischen Verführer haben die Theorie der Dunklen Materie schon im kollektiven Gedächtnis etabliert, als hätte irgendjemand den geringsten Beweis für eine solche Vermutung. Nun ist aber, und das ist die Absicht dieses Posts zu zeigen, das fotografische Bild von Welt und Kosmos wandelbar. Wir werden bald wieder andere Bilder der Sonne zu sehen bekommen, so, wie sich in der rein chemisch reproduzierten Fotografie früher mit der Suche nach farbechten Filmen ein immer neues Bild der Wirklichkeit bis zur Digitalisierung ergab. Jetzt werden ganze Filme in ihrer Farbgebung und im Kontrast stufenlos manipuliert.
File:MilkyWay behind Tree 2.jpg – Wikimedia Commons
Ob das gut, oder schlecht ist? Auch die Astrologie hat den Blick in die Fixsternspäre einer viel genaueren Psychologie des sonnenbezogenen Rhythmus geopfert – sicher kann es interessant sein, diesen neu zu erobern – aber erst, wenn Astrologie und Astronomie wieder zueinander finden, also übermorgen … oder? All diese Gedanken gehören in die aktuelle 100%tige Opposition Löwe-Mond zu noch Wassermann-Neptun, Neptun bekanntlich Fotografie, als eines Scheines, einer verborgenen Sache, der wahren und gleichzeitig offenbaren und sich durch totale Offenbarung verbergenden Fotografie: denn noch lange wissen wir nicht, was Fotografie eigentlich ist, wie sie eingreift in das Gefüge der natürlichen Spiegelungen der Wirklichkeit. Wer weiß, vielleicht verzichten wir eines Tages darauf, weil wir herausfinden, daß Fotografie die Umgebung zu sehr fixiert – ihr saturnischer Anteil … ?!
Bild Nasa, Sonne am 07.06.1992, Jupiter Mond in Jungrau und Uranus-Neptun Konjunktion im Steinbock
Mit freundlichen Grüßen,
Markus
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