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Philosophie der Astrologie 4

Liebe Leserinnen und Leser,

Danach fragend, was Astrologie eigentlich ist, können wir nicht dabei stehen bleiben, uns zu erklären, wie sie funktioniert. Obwohl für ein rudimentäres Kennen des Gegenstands eine minimale Sachkenntnis nicht abträglich ist – aber auch nicht vorausgesetzt werden kann.

Für unsere Untersuchung reicht es, zu wissen, daß Astrologie ein System ist, das mit der natur-rhythmischen Wiederkehr von Dingen zu tun hat, die sich am Himmel beobachten lassen oder aus solchen Beobachtungen unmittelbar abgeleitet sind.

Wir sagen deswegen „naturrhythmisch“, weil wir hervorheben wollen, daß nichts erfunden wird oder dem Zufall überlassen. Die Erscheinungen, die am Himmel beobachtet werden, gehören nicht zu den Dingen, von denen wir den Eindruck haben, wir könnten sie beeinflussen. Astrologie zeichnet diese Dinge nur auf. Damit ist alle Astrologie von rein numinosen Techniken der Zeit-Interpretation (dem I Ging oder dem Tarot) deutlich abgegrenzt. Das astrologische Werkzeug, der Zodiak, ist genau so objektiv, wie ein Fernrohr.

Gerade dadurch, daß es einige unterschiedliche „Astrologien“ gibt, läßt sich die Gemeinsamkeit in dem finden, was alle Astrologien, soweit uns bekannt oder historisch halbwegs zugänglich, verbindet: es ist – wie gesagt – die natur-rhythmische Wiederkehr von Dingen, die sich am Himmel an Planeten und Sternen beobachten lassen.

Es spielt für diesen grundsätzlichen Gedanken keine Rolle, ob Astrologie solchermaßen chinesisch, nach Maya-Art, oder keltisch betrachtet wird: immer geht es um die natur-rhythmische Wiederkehr von Dingen, die sich am Himmel beobachten lassen.

Verschiedene Astrologien setzen dabei unterschiedliche Prioritäten – ein Jahresrhythmus weist in China den Geburten eine viel kollektivere astrologische Beteiligung zu – man/frau ist im Jahr des Drachen geboren, oder gar ein Feuerpferd. Orientierungsmarke bleibt der Jupiter-Rhythmus als Wiederkehr-Orientierungspunkt.

Der Kalender selbst ist ursprünglich kein bloßes Zahlen-Messgebilde nach Tagen und Jahren, sondern – wie am Maya-Kalender zu studieren – ein grundsätzliches Ordnungs-System für alle relevanten Belange einer Gemeinschaft im Lauf der Jahreszeiten. Astrologisch/Astronomisch wurden alle Tage und Feste, alle Ausnahmen und Gelegenheiten bestimmt.

Und genau genommen ist das heute – auch wenn die Datums-Zählung glaubt, sie hätte sich mit dem Geist der Ziffern selbstständig gemacht, auch noch so: denn jede Zählung landet doch sehr ursprünglich in der chaldäischen Woche, die sich trotz unterschiedlicher Kalender auf der ganzen Welt normativ durchsetzt.

Man kann also sagen, daß Religion selbst vom Himmel das Gesetz nimmt. Denn dies: Astrologie, Astronomie und Kult waren zu Zeiten der berühmten Kalender-Goldhüte ein einziges Gemeinsames.

Damit wird klar, daß wir bei dem Versuch, zu sagen, was Astrologie heute ist, bedenken müssen, was sie dermaleinst war. Kult und Wissenschaft sind andere, sich heute gerade wieder treffende Wege gegangen, allein die Astrologie ist heute weder Kult noch Wissenschaft – letzteres wäre zumindest theoretisch denkbar, ersteres nicht.

Nur: was ist Astrologie dann? Von welchem Rest der Rest?

Um zu erklären, was ich meine, gestatten Sie ein Bild: nehmen wir an, Astrologie wäre eine Zutat zu einer guten Suppe, in der ursprünglich Kartoffeln, Suppengrün, Rindfleisch, Wasser, Lauch, Salz, Pfeffer und ein Lorbeerblatt gekocht wurden.

Nun hätte sich in der Zwischenzeit die Suppe in ihre Zutaten verwandelt: Astronomie und Astrologie sind nicht mehr gemeinsam abzuschmecken – auch wenn das versucht wird – und auch der Kult – analog vielleicht zu „Rindfleisch“ – hat sich vielmals abgespalten und aufgeteilt: aktuell in „massentierhalterische Mastanstalten“ einerseits und Kirchen andererseits – klingt gemein, ist aber korrekt, war doch der Altar ursprünglich – Isaak und Jaakob erzählen die Geschichte – ein Opferstein.

Wie jeder Vergleich hinkt dieser besonders, denn von ursprünglichen Zutaten kann ja keine Rede sein: jenes Ganze, das Wissen einmal war, bestand nicht aus Teilen, sondern gerade aus einem einzigen Ganzen, in dem Astrologie und Astronomie eben keine „Zutaten“ waren, weil eine Differenzierung im ursprünglich Gemeinsamen, Früheren per Definition nicht möglich ist.

Das Ganze bestand ursprünglich nicht aus heute sichtbaren Teilen – heute sind es Teile – damals waren es keine. Die heutigen Teile – Astronomie und Astrologie, Mathematik, Wetterkunde, etc. waren ursprünglich ein gemeinsames Anderes, deren Geschichte nicht isoliert vom Anderen erzählt werden kann.

Sie merken also, es wird nicht einfach, Astrologie aus ihrer Geschichte zu erklären, denn diese Geschichte gibt es so nicht. Erst die Trennung der Einzelteile erschafft Einzelteile aus einem vorhergehenden Ganzen.

Insofern ist „Geschichte der Astrologie“ immer lesenswert, aber irreführend, weil sie das Nebeneinander unterschiedlicher Disziplinen voraussetzt, eine Voraussetzung, die historisch in aller Tiefe jedoch unhaltbar ist.

Das, was heute Astrologie ist, entspricht also keinem Rest eines Ganzen allein, sondern hat darüber hinaus einen neuen und eigensinnigen Charakter, den es solchermaßen noch nicht gab. Es ist eben vielschichtig. Zum einen kommt Astrologie aus mehreren Traditionen zugleich, zum anderen ist es nicht verwunderlich, daß eben heute Dinge astrologisch zutage treten, die erst durch das neue Werkzeug Computer sichtbar werden konnten.

Im Sinne der heutigen, vielfältig erfolgreichen Praxis einer Astrologie der seelischen Persönlichkeit zeigen sich klare Muster, die auch durch eine psychologische Beschreibung der Persönlichkeit nachvollziehbar sind, bis hinein in genaue charakterologische Details.

Es geht weiter in Facetten!

Mit freundlichen Grüßen,

Markus