Personen

Agoraphobie und Chiron-Uranus Opposition

Liebe Leserinnen und Leser,

„Täuschen wir uns nicht darüber“, schrieb Fritz Riemann, Psychoanalytiker und Astrologe von Ansehen und Rang, „daß wir in der Erforschung unserer Seele oder unseres Geistes noch ganz in den Anfängen stecken.“

(Als er dies schrieb, war die Menschheit allerdings ein Stück weiter als heute. Durch NLP und andere – wohl funktionierende – aber sinnlose Gehirnwäsche-Techniken ohne wahre Tiefe sind wir zurückgeworfen ins Sammelsurium statistischer Erhebungen, ein Pawlowscher Hund, der den roten Faden immer tiefer verbuddelt …)

Jede Zeit hat ihre eigenen psychischen Störungen. Die sogenannten „Hysterien“ des 19. Jahrhunderts sind uns  wenig vertraut, obwohl der Begriff seinen Platz in unsere Umgangssprache gefunden hat. Von der Intensität dieser Krankheit im 19. Jahrhundert machen wir uns heute keine Vorstellung. Beispielsweise wies eine Form der hysterischen Erkrankung eine intensive Rötung aller Hautpartien entlang der Nähte der Unterwäsche auf, und zwar genau entlang dieser Nähte. Als wäre der Mensch ein sich durch seine Neurosen steuerndes Chamäleon.

Eine relativ neu auftretende psychische Störung, die gleichwohl aktuell oft beobachtet wird, ist eine neue neurotische Angst-Variante: eine besondere Form der (schon im Altertum beschriebenen) Agoraphobie, der Angst vor öffentlichen Plätzen.

Die Symptome sind wie folgt: diejenigen, welche daran erkranken, können sich relativ frei in einem gewissen Umkreis bewegen, meist einige Straßenzüge weit. Doch dann stoßen sie an einen Punkt, als wäre um sie herum eine gläserne Wand gebaut: sobald sie die Grenze überschreiten, bekommen sie eine Panikattacke (Herzrasen, Atemnot), deren Ursache ihnen selbst bewußt völlig unbekannt ist.

Bewußt würden sie sehr gerne diese Grenze überschreiten. Sie sehnen sich nach einem normalen Leben. De facto sind sie nicht einmal in der Lage einen Therapeuten aufzusuchen und total auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen.

Die beiden unteren Horoskope zeigen Beispiele (mit freundlicher Genehmigung der Horoskop-Eigner) von solchermaßen erkrankten Menschen. Oben eine weibliche Geburt, unten eine männliche.

Auffallend übereinstimmend ist die Uranus-Chiron Opposition (wenn auch nicht sehr exakt) bei beiden auf der Elternachse. Uranus passt zu den plötzlich und unvermittelt auftretenden Panik-Anfällen und Chiron ist hier eben der Dauerkonflikt einer dem Menschen durch ein völlig verkrachtes Elternhaus zugemuteten seelischen Wunde – aber im 10. Haus ist auch die Aufgabe, das Amt, die Würde der gemeinschaftlichen Autorität, die hier verletzt ist, der Heilung bedarf.

Aber das sind nur die Grundbedingungen mangelnder backup-Sicherheit, die die Übernahme des Angstkörpers über unser Wesen begünstigen. Hinzu kommt die Spaltung der Persönlichkeit durch elektronische Medien. Ein Ich- und Willensverlust durch einen dauerhaften Trance-Zustand, der suchterhaltend durch das Internet kultiviert wird, aber im Grunde seit Anbeginn des Buchdrucks existiert. Doch noch nie war die Halb-Realität der „real life“ Kontakte über den Erdball verteilt gleichzeitig möglich – und was ist das anderes, als eine Spaltung der Persönlichkeit?

Wer die Computerspielwelt kennt, weiß, das diese Menschen in der Räuber & Gendarm Simulation vor allem „Spaß haben“ und „chillen“ mit einem Rudel Gleichgesinnter, die mit Geist und Stimme anwesend, aber körperlich abwesend sind. Und das begünstigt enorm eine schlichte Realitätsschwäche, die der Angst einen solchen Raum gewährt, dass sie zu einem unkontrollierbaren und gefährlichen körperlichen Zustand wird.

Die Angst schlüpft – so glaube ich – genau dort hinein, wo das reale körperliche Gegenüber abwesend ist: man wird wie sprichwörtlich „von Angst besessen“, weil die reale Verbindung Mensch/Mensch maschinell unterbrochen und vermittelt ist und daher der Ätherleib keinen Schutz durch durch den individuellen Astralschirm mehr erfährt, der in der Gruppe aufgelöst ist.

Natürlich wäre hilfreich, was am meisten gemieden wird. Ist aber der Zustand einmal eingetreten, ist er real.

Um Missverständnissen vorzubeugen: dies ist eine astrologische, keine medizinische oder psychotherapeutische Betrachtung. Sollten Sie selbst solche Probleme haben, kann Astrologie allerdings ein wichtiges Selbsterkenntnisinstrument werden, um den Willen zu entwicklen, die Störung zu meistern. Dazu aber reicht eine Beratung nicht aus, besser ein Buch, um Astrologie zu lernen: z.B. Claus Riemann, „Der Tiefe Brunnen“ zusammen mit Fritz Riemanns „Astrologie als Lebenshilfe“ sind ein guter Einstieg für den Ausstieg aus der Angst. Fritz Riemann, der Vater, ist auch der Autor des psychologischen Grundlagenwerks „Grundformen der Angst“. Beide Bücher parallel lesen als Abkürzung direkt in die Sache, das eigene Horoskop daneben …

Mit freundlichen Grüßen!

Markus

Fritz Riemann, 15.09.1902 03:45 Chemnitz