Ereignis, Weltbild

Buch Jonas im Wahlkampf

Jonas wird vom Wal verschlungenAlte Bibelillustration

Liebe Leserinnen und Leser,

es lohnt sich, heute (Montag, diesen Post bearbeite ich schon eine Weile, ist aber doch aktuell) in die FAZ zu gucken. Und zwar sowohl auf den Leitartikel über das Tagesthema Afghanistan, als auch ins Feuilleton zu jenem Essay über die Krise und ihre Folgen. Auf Seite drei erfährt man auch, dass der Kommandeur der ISAF, wie die versammelten Länder der Eingreiftuppe heißen, Stanley McChrystal, herausgefunden hat, dass Töten von Taliban kontraproduktiv ist und den Krieg perpetuiert. Dieser Mann schreibt Lageberichte für Obama.

Aber hierzulande ist man/frau regierungsseits schon dabei sich aufzubäumen: „voreilig“, „unverantwortlich“, „in den Rücken fallen“, „unverschämt“ gar: das sind Worte, die bis in die höchsten Ebenen weitergereicht werden, und uns so rechtzeitig vor der Wahl offenbaren, dass es ein Kommunikationsproblem zwischen den USA und Deutschland gibt.  Und  auch, dass von klarem Selbstverständnis und vernünftigem Überblick aus Lagekenntnis nicht die Rede sein kann.

Hier straft uns auch unser gesamtes Wehrkonzept, an dem die bürgerlichen Parteien festhalten, obwohl es willkürlich verpflichtet. Ein riesen Aufwand für die Wehrpflichtigen ohne Sinn für Deeskalations-Techniken. Vielleicht brauchen wir Sozialarbeiter in Afghanistan, statt mehr Soldaten?

Kanzlerin Merkel kann vielleicht besser russisch, denn englisch. Die FAZ bezeichnet in ihrem Leitartikel den Abschuss der zwei 500 Kilo-Bomben auf die beiden Treibstofftransporter als „Missgeschick“.

Sollten wir den Sprachgebrauch überwachen? Die Tragödie von Afghanistan gehört in eine Kette von Ereignissen, die unser Land kollektiv schwer treffen. Allem voran Winnenden, zwei große Erdrutsche mit verheerenden Folgen und eine schleichende ebenso Menschen-gemachte Erhebung  in Staufen, das sich rühmt, einst Doctor Fausts Heimatstadt gewesen zu sein. Aber auch die  Konkurse großer Betriebe. In jedem Fall handelt es sich nicht um ein „Missgeschick“.

Die Deutschen wollten den Taliban zeigen, wo der Hammer hängt, und das ist ihnen auch gelungen. Dem Klischee entsprechend hat Oberst Klein mal ganz groß ausgeholt. Und wird damit leben müssen. Auch, wenn er sonst ein Brummbär sein mag, Familienvater gar.  In einem Land der Krieger verschafft man sich mit Gewalt Respekt. In einer der frühen Nachrichten stand drin, die Fahrer der Tanklastwagen seinen geköpft worden beim Überfall. Dann war die Nachricht verschwunden. Falsch? Wenigstens ließen sich so Ausraster erklären.

Einen solchen Schlag hat die Truppe dort also gebraucht: mal tüchtig zurückschlagen, nicht nur ständig feigen Selbstmordattentaten ausgesetzt sein.

Missgeschick sind aber unsere Elefanten im Bundestag. Wir brauchen endlich moderne Politik. Friedensorientiert, effektiv, pragmatisch. Warum hat Joschka da so wenig erreicht?

Denn das ist ja das Gute an guten Nachrichten: Jonas rettet Ninive, indem er es zur Umkehr bekehrt und wird nicht als Held gefeiert. Stattdessen grummelt er bei Bagdad unterm Rizinusbaum, dem Wunderbaum. Noch vorher muß er in den Wal, weil er dem Ruf Gottes zu folgen sich zunächst weigerte, Ninive zu bekehren.

All das passt zum Thema Verdauung – Saturn in der Jungfrau – und erklärt den unfreundlichen und lieblosen Wahlkampf, zumindest solange die Sonne auch in der Jungfrau ist.  Jungfrauen, haltet durch! Und den Scheiß-Krieg, ungeachtet des Ehrendenkmals für gefallene Soldaten, mit dem man/frau einräumt, dass noch weitere zu betrauern sein werden; hm.

Interessant auch die Haltung der amerikanischen Regierung zu Afghanistan. Obama hat sich durch einen frühen Kongressbeschluss drei Möglichkeiten zur Aufstockung des Truppenkontingents ausbedungen. Macho-Geste des Wahlsiegers für die hardliner. Er wird vorbehaltlos von den Republikanern unterstützt, die ihm schreiben und auf „Sieg“ setzen.

Doch genau darum, nämlich Sieg, geht es gerade in Afghanistan nicht. Tatsächlich wurde gerade einer gegen einen führenden Taliban in Pakistan mit einer ferngelenkten Bombe erreicht. Ohne hier aufrechnen zu wollen, sind diese Schläge von Anfang an mit dem Bewusstsein ausgeführt, dass Zivilisten getötet werden, wie es immer heißt.

Obama brüstet sich nicht mit so einem Erfolg, hat aber damit erstmals politische Verwerfungen unter den Taliban in Pakistan hervorgerufen, und das ist nicht harmlos. Aber ist es sinnvoll?

Joe Biden, der Vizepräsident, leistet sich eine abweichende Meinung. Er will nicht noch mehr Truppen für Afghanistan und meint, man solle sich auf Pakistan konzentrieren. Clinton und Gates sind für mehr Truppen, wobei Gates, der Verteidigungsminister, warnt, die Amerikaner sollten keinen allzu großen Stiefelabdruck hinterlassen. Hier fällt der bemerkenswerte Dissens zwischen Biden und Obama auf, wobei Biden schon mal abweichend und vorschnell geurteilt hat, als es um jene krude Idee ging, die Opium-Händler gezielt zu treffen. Als wäre Mexikos Politik erfolgreich.  Mit dem weißen Großonkel, den sich Obama zum Wahlkampf ins Boot geholt hat, um Vertrauen bei weißen Wählern zu gewinnen und einen väterlichen Typen an seiner Seite zu haben, der seinem Kontrahenten McCain ein wenig relativierte, hat er sich auch einen Mann mit eigener Meinung an Bord geholt.

Klein BefehlKleins Befehl zum Abschuss 04.09.09 01:39 Kunduz, Afghanistan

Handeln am südlichen Mondknoten: Impuls aus der Vergangenheit. Wie in einer militärischen Schulklasse die alte Rolle teils einnehmend, teils zugewiesen bekommend, melden sich die Deutschen mit brutaler Unverhältnismäßigkeit auf der Weltbühne zurück. Und zeigen wenig Anteilnahme an niemandem: ?

Die Tanklastwagen sind die Sonne, unser Besitz, allerdings beweglich in Haus 3 und feststeckend im Flusssand zugleich mit Saturn, die Diebe, Merkur, auch in diesem Haus, in der Nachbarschaft quasi, wie sich jetzt herausstellt keine 6 Kilometer vom Ort des Diebstahls entfernt. Mond steht in Haus 8 und stellt unsere Gefühle dar: wir wollen eine emotionale Auflösung (Mond in den Fischen) und nehmen, Oberst Klein als Vertreter des Krebs-Vaterlandes – Haus acht – den Tod der anderen hin. Ein „Missgeschick“. Überrascht es, im Haus 8 noch drei weitere Planeten zu finden, auch Neptun, der für den Treibstoff steht?

Mit freundlichen Grüßen,

Markus