Liebe Leserinnen und Leser,
zwei Mal schon habe ich über den Papst geschrieben, der jetzt das parlamentarische Rednerpult zur Kanzel bekommt, und den Bundestag zur Kirche. Der Papst ist ein Fische-Aszendent, er baut Netze, tut das aber mit der Kraft des Widders. Und er scheint durchaus mit Jupiter im Haus 2 in sein Land zurückzukommen. Mutig und professionell. Die Rede von Wulff aber auch. Nicht schlecht, wächst hinein, der Wulff.
Nun habe mir auch die Rede anhören können: besser hätte er das nicht machen können. „Wie kann“, fragte der Papst heute als Bürger-Priester mit einem unverhohlenen und eindeutigen Kompliment an die historische Grünen-Bewegung – „Frische Luft“ – „Vernunft wieder zu ihrer Größe finden, ohne ins Irrationale abzugleiten?“ Aber das Politische, wohlplaziert, benutzte er nur, um letztlich eine Kampfansage gegen „die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernuft“, des „positivistischen Naturbegriffs“ auszudrücken.
Dabei kam er in langsamer Steigerung auf dieses Thema, zunächst erläuternd, warum er glaubt, „Recht und Ethos“ seien außer Kraft, warum er eine „dramatische Situation“ beschwohr und zu einer „öffentlichen Diskussion“ aufforderte. Dem möchte ich ausdrücklich entsprechen!
Der Papst wurde deutlicher: er sprach, daß aus dieser geistigen Situation „die Menschlichkeit“ selbst bedroht sei, denn der „positivistische Naturbegriff“ dränge alle anderen Sichtweisen in die Subkultur, als die der Katholizismus sich schon fast zu begreifen scheint.
Ich muss sagen: das hätte ich nicht gedacht! Diejenigen, für die diese Rede gedacht war, werden sie in der Lage sein, sie nachvollziehend zu verstehen?
Was ist ein „positistischer Naturbegriff““? Das ist ein Naturbegriff, der keinen Platz für den Geist läßt, ihn aber doch gleichzeitig benutzt. Man sagt auch Materialismus.
Hier kommt Papst Bendikt: Uranus über Uranus, geläutert, strahlend, stark, alt und weise, verbeugt sich zunächst vor dem Begriffspaar „Vernunft und Natur“, und zeigt sich als Philosophen-Theologe, als ein Dichter-Fürst auf einer Kanzel, die lange keinen Philosophen mehr gesehen hat.
Eine große Rede, die – da bin ich mir sicher – einen Nachhall haben wird!
Das besondere ist die eindringliche Beschwörung einer dramtischen intellektuellen Situation, die offenbar, nach Josephs Meinung, nicht der Vernunft entspricht, die aber gleichwohl – er hat das Wort nicht genannt, aber es schwebte über seiner rede – als Diktatur der sich selbst nicht reflektierenden Vernunft, also zwangahft „positivistisch“ auftritt: „Wenn Du nicht gleubst, daß alles nur aus Materie gemacht ist, bist Du ausgeschlossen!“, ist deren zunehmendes Diktum mit bedrohlichen, sich über die Statistik und das Versicherunghswesen einschleichenden kafkaeseken Unfreiheiten. Gut, daß der Papst genau auf diese Stelle seinen Finger leget hat. Es ist der sine qua non Punkt – der Grund, warum ich mich mit den Science-Bloggern anlege.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus
P.S.: Kritik in der Vergangenheit schließ Respekt in der Gegenwart nicht aus.
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