Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Spiegel-Online Artikel wird dargelegt, wie klug Al-Quaida es anzustellen meint, den Westen zu schädigen. Mich erinnert das ein wenig an die Erkan und Stefan Kino-Werbung für Hepatitis-Tests, wo sie sich als blödes Blutkörperchen und Virus treffen, um darüber nachzudenken, wie doof doch ihr Mensch sei, sich schädigen zu lassen.
Natürlich ist das Unsinn. Der Westen hat eine Sicherheits-Industrie aufgebaut, die vom Terrorismus lebt: Blackwater als Extrem (soll sich `n anderen Namen gegeben haben … hm) Jede popelige Kamera an einer Straßenecke fördert das Wachstum des Ganzen.
Problematischer sind Gerüchte in der Informationskybernetik. Aber auch die fördern das Bruttosizialprodukt.
Mit diesem Wort – abgekürzt „Infokyb“ – verbinde ich den lebendigen Strom der relevanten Information, die dem kollektiven Bewußtsein mit oder ohne Absicht zur Verfügung gestellt wird: was ist warum Nachricht? Warum sind die anderen tausend Dinge, die ebenso Nachricht sein könnten im Welt-Informationssystem, eben jetzt nicht Nachricht?
Einerseits ist bei uns dieser Prozess einer Nachricht zur Top-Nachricht des Tages frei, andererseits kann dieser Prozess, gerade weil die Presse frei ist, sehr leicht gesteuert werden.
Solange es ab und an einen schrecklichen Anschlag gibt, ist gewissermaßen das Referenzmuster der Souveränität des Räuber-Banden Ethos erfüllt: nun reicht es, alle paar Jahre ein Gerücht zu verstreuen, um den Gegner mürbe und ernsthaft zu machen, und somit einen Grund für einen Kampf heraufzubeschwören, den die Frauen und Kinder ausbaden müssen.
Aber eben, der Terrorismus steht nicht isoliert da, sondern ist die andere Seite der Medaille Rüstungswirtschaft. Das Muster ist im Grunde so alt, wie die schriftliche Aufzeichnung seit Menschengedenken.
Die Schwäche, die das Christentum verletzlich macht, ist der offen zutage tretende Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Einerseits sind z.B. die Blöcke im kalten Krieg beide christlich gewesen von ihrer Hauptbevölkerung her (katholisch und orthodox z.B.), andererseits haben diese beiden christlichen Blöcke bis 1989 ein Bedrohungspotential gegeneinander aufgebaut, dessen logische Evidenz nahelegt, nahezu jeden daran konstruktiv Beteiligten reif zu halten für eine Einlieferung ins Irrenhaus, falls es noch steht.
Gemeint ist der kulturelle Hintergrund, den ja alle jetzt ebenfalls meinen, wenn „wir“ uns gegenüber anderen definieren; in diesem Sinn sind alle Russen orthodox gemäß des kulturellen Hintergrunds, mögen sie auch Atheisten sein, oder einer anderen Religion zugehörig …
Die Logik des Feindes ist unser eigener Schatten, der nicht erfüllte eigene Anspruch an Welt und Sein, aus dem wir eine Kultur der Doppelbödigkeit gemacht haben. Wir haben eine Lehre, von der wir gar nicht daran denken, sie zu befolgen: im Gegenteil, jemandem, der ernsthaft an das Gute im Menschen glaubt, antworten wir gerne, daß es niemals ein Paradies auf Erden geben werde, was ja nicht hindere, das Beste zu versuchen: oder doch?!
„Der Feind“ kennt die moralischen Verwicklungen, in denen wir uns befinden, nicht so, und auf ein doppelmoralisches Leben, das er natürlich führt, läßt sich mit Milde blicken, solange die geistige Richtung klar und einfach auf eindeutige Gehirnwäsche ohne moralische Skrupel ausgelegt ist.
Unsere Doppelmoral und die seinsvergessene, orgiastische und offen verborgene Bedürfniserzeugungs- und Befriedigungs-Kultur macht das Hervordrängen eines grotesken spiegelbildlichen Gegenentwurfs aus der Projektion unserer eigenen Phantasie von Ali Baba und den 40 Räubern notwendig.
Und eben auch und nur mit Erkenntnis können wir uns dank solarthermischer Kraftwerke zusammen mit einer humanen Einwanderungspolitik davon befreien. Falls die Kanzlerin mein Astrologisches Journal liest (sie wäre ja nicht die einzige Physikerin mit heimlichem Interesse für Astrologie): die Idee ist zu begrüßen, den Franzosen und Spaniern die Maghreb-Politik abzunehmen. Italiener und Lybier spielen gern gemeinsam Theater, da geht nichts.
Die Ali-Baba Terroristen bräuchten wir mit einem solchen Ziel und bei dem Stand ihrer Intelligenz nicht zu fürchten: irgendwann, wahrscheinlich bei der zweiten Mondknotenopposition, finden sie heraus, daß sie selbst des Systems Teil sind, von dem sie doch glaubten, dagegen zu kämpfen.
Wenn wir aufhören, gegen uns selbst zu kämpfen, wird der Terrorismus zu einem dunklen Märchen der Vergangenheit.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus
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