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Tyrkreis oder Zodiak

Nürnberg, Montag den 3. März 2008 10:07 – Regen, Wechselwetter. Seit einiger Zeit jeden Tag anders. Die Opposition von Mars, der just in den Krebs wechselt, und Pluto, der noch direktläufig im Steinbock steht, ist auf ein Grad genau.

ζῷον πολιτικόν – zoon politicon bedeutet zu Deutsch: geselliges Lebewesen. Das Wort „Tierkreis“ stammt etymologisch wahrscheinlich zusätzlich und den Begriff Tierkreis ambiguid sprachlich verankernd von germanisch „Tyr“, dem Himmelsgott ab. Den Tierkreis auf Tiere zu reduzieren, ist also eine typische Verballhornung im besten darwinistischen Stil (ich glaube nur bedingt an die Lehre von Mutation und Selektion: woher weiß das Pfauenauge, wie ein nachgebildetes Auge auf seinem Flügel aussieht?).

Man hat uns nun schon so lange eingeredet, wir würden von den Affen abstammen, dass uns die umgekehrte Möglichkeit, die Affen stammen von uns ab, eher unwahrscheinlich erscheint. Außerdem steht fest, die Menschen waren früher Jäger und Sammler. Wenn man jedoch die gezählten Zyklen der Maya bedenkt (104 000 Jahre als Großzyklus des Tolkin), sollte man glauben, sie waren auch noch Astrologen.

Doch nun zur Tierkreis-Diskussion. Am Besten sagen wir Zodiak – um nicht gesinnungs-ethisch dem falschen Lager zugeordnet zu werden.

Zum Zodiacus also ist noch jede Menge zu sagen, und diese kleine Kolumne ist nur der Weg dahin. Bevor ich aber die Dinge weiter kompliziert mache, will ich betonen, dass die Unterschiede der verschiedenen Tierkreissysteme im Grunde genommen erstaunlich gering sind. Wer sich damit nicht so intensiv auseinandersetzt, wie Astrologen dies tun sollten, braucht deswegen nicht verwirrt zu werden. In Wahrheit gibt es einen großen Fundus an Gemeinsamkeiten, der sich konstant durch tausende von Jahren verfolgen läßt.

Mein entscheidendes Argument für den westlichen, tropische Tierkreis ist die praktische Beobachtung. Mit einer gewissen Übung und der Kenntnis des Horoskops kann man nämlich den Menschen durchaus ansehen, ob ihr Mars im Steinbock steht, und eben nicht – nach vedischen Prinzipien – im Schützen. Er hat den Steinbock-Mars im Ausdruck. Das geht – Charktermerkmale wie Farbkombinationen im Bild: Sonnenstand, Mond, Aszendent, starke Planeten. Gerade bei denjenigen, die zwischen zwei Zeichen ihren Sonnenstand haben, ist die exakte optische Zuordnung von absolut verblüffender Doppelgültigkeit. Dasselbe gilt für den Aszendenten. Eine Fische-Frau auf dem ersten Grad Fische nach tropischen Gesichtspunkten bleibt doch eindeutig eine Fische-Frau, wenn auch mit einem Schubs in den Wassermann. Dies kann man sehen, glaubt mir, auch wenn es sinnlos ist, ein Rate-Spiel daraus zu machen. In der Astrologie liegt der Sinn in der Synthese und gemeinsamer Erkenntnis, nicht so sehr in Analyse und auferlegtem Urteil von außen. Manche Merkmale sind stärker sichtbar (Schütze Aszendent, Widder Sonne), andere weniger eindeutig (Wassermann AC, Fische-Mars). Von daher erübrigt sich eigentlich jede Diskussion um die Tierkreise.

Nun sind aber die Indischen Kollegen auch nicht bescheuert. Aus der Symmetrie der 12 ergeben sich auf jeden Fall zutreffende Beobachtungen – die Aspekte zwischen den Planeten stimmen westlich/indisch überein – die sind unabhängig von den Zeichen und eine starke Basis. Aber man darf nie vergessen, dass „vedisch“ nicht alt bedeutet – Astrologie kam durch Alexander den Großen nach Indien. Ohne Umrechnung auf den tropischen Tierkreis, fehlte der vedischen Astrologie der Bezugspunkt.

Unsere moderne westlich tropische Astrologie ist einerseits das Verständnis und die Weiterentwicklung dieser uralten astrologischen Beobachtungen: zuletzt spektakulär gelungen durch Chiron (1975), der in der Astrologie schnell unentbehrlich geworden ist – nun rückt Chariklo in die Aufmerksamkeit – auch eine Centaur-Frau – aber andererseits offenbar auch keltisch seelenhaft inspiriert bis hin zu Stonehenge und den Goldhüten.

Mit freundlichen Grüßen,

Markus

korrigiert: 10.03.2021, 18:29, Prag