Geist

Jean-Luc Godart – Lilith in den Fischen

Liebe Leser,

und Neptun, der Fische-Herrscher – der auch für den Film steht – im Zeichen Jungfrau. Kein Wunder, wenn man solche Filme macht. Ich bin Godart dankbar. Dafür, dass er mir gezeigt hat, dass außer der ans Theater angelehnten Echtzeit-Simulatinsdramaturgie des populären Kinos noch eine andere, freie Bildsprache möglich war, die mit unverschämten Schnitten und Assoziation-Schnippslen eine intelligentere Schicht im Zuschauer ansprach.

Beim Fimfestval in Berlin – ich glaube es war 1988 – passierten wir wie magisch die Ticketkontrolle ohne Kontrolle, denn als echte Bohemians hatten wir immer nur gerade so das Geld für den nächsten Tag in der Tasche. Godarts Filme nahmen den Zuschauer nicht gefangen im Emotionskäfig dramaturgischer Hypnose, wie der normale Film, sondern befreite durch die Zusammenfügung des Ungeheuerlichen oder Unerhörten zu denkwürdigen Fragwürdigkeiten. Sie waren aber auch anstrengend anzuschauen. Wir beobachteten zu unserer Empörung schlafendes Publikum.

In gewissem Sinn war Godart – ich sage das ohne Anspruch auf Korrektheit dieses schrägen Vergleichs – der Joseph Beuys des Kinos. Und die wenigen Filme, die Beuys gemacht hat, könnten auch von Godart sein, oder fast.

Und wie bei Beuys wurde die zentrale Botschaft – Film als Mittel zur Decodierung (Godart unter dem Einfluss der Pariser Psychoanalytiker-Philosophen und Existenzialisten oder genialen Soziologen, wie Michel Foucault) auch nicht verstanden – obwohl sicherlich die Techniken des Cuttens, die Godart entwickelte, von Leuten wie Quentin Tarantino oder Francis Ford Copolla, Martin Scorsese und vielen weiteren aufmerksam beobachtet wurden.

Man schaue sich diese Konjunktion von Pluto und Jupiter im Krebs an, im Haus 10. Also Haus 2, Haus 6 und Haus 3 erfüllen sich im Haus der Berufung. Und der Stier-Mond schon im Haus 7 trägt die wohlwollende Bindung zum Publikum, das Sinnliche wird magisch. Dazu noch Venus rückläufig, Herrin des Stiers in Haus 2 im Zeichen Skorpion und dort rückläufig und Chiron im Stier ebenfalls … „sexual healing“ wird auch notwendig gewesen sein und ist Thema eigentlich aller seiner Filme.

Gute Reise! Nun hat das „Warten auf Godart“ ein Ende.

Mit freundlichen Grüßen,

Markus