Liebe Leserinnen und Leser,
unteres Horoskop erstelle ich für den Augenblick, an dem es mir selbst zu Sinnen kommt, über ein bestimmtes Thema zu schreiben. Soll ich – soll ich nicht? – ist das Thema wichtig und richtig, sind Fragen, die mich bewegen, auf die ich Antwort im Stundenbild suche. Hier ist es klar: Sonne, die den Löwe-Aszendenten beherrscht, steht in Haus 10, Jupiter dazu genau am MC, der Jungfrau-Medizinalmond im Haus des Wissens schiebt sich in eine Opposition zur Venus im Haus des Glaubens, Uranus hat eine Konjunktion mit Lilith (anrüchige Befreiung), Skorpion beherrscht den eingeschlossenen Schützen (Mars als Vertreter der Chirurgen) … es kommt also einiges zusammen, also mach ich´s.
Zur Pränataldiagnostik – sofern es hier um die Aussonderung vorbefruchteter Föten nach Krankheit und Gesundheit in der Petrischale geht – will ich meine Meinung gleich eindeutig äußern: Totschlag an Menschen. Die Frage ist nicht, wie man dazu stehen kann, sondern: wie es dazu kommen konnte, daß eine solch eindeutige Sachlage als diskutabler Grund der Machbarkeit dem Parlament vorgelegt wird? Es ist dies ein Beispiel einer eigentlich kontrollbedürftigen Medizinal-Wissenschaft außer Rand und Band. Auf den Verweis, was denn nun Paare tun sollten, die kein Kind haben könnten oder nur Risiko-Kinder, erlaube ich mir zu antworten: verzichten. Es gibt andere Aufgaben im Leben, als eigene Kinder großzuziehen. Unter Umständen kann das Ego noch so groß sein, es muß vielleicht zurückstecken. Es ist auch kein Argument, darauf zu verweisen, daß andere Länder weniger moralische Skrupel kennen, denn unseres: es sind u.U. dieselben Länder moralischer Indifferenz, die weiter nichts dabei finden, Kernenergie auszubauen, anstatt deren „Nutzung“ zu beenden. Und auch, wenn der zum EU-Kommissar hochgejubelte Öttinger kundgibt, daß am deutschen Wesen die Welt nicht genesen werde – er bangt um die Kernkraft – so wollen wir ihm weniger unverschämt zurückrufen: „Mag sein, aber wir machen es trotzdem nicht!“
Was aber hat die Pränataldiagnostik mit Fukoshima zu tun? Beides ist eine Technik. Mir ist aufgefallen, daß selbst geistig offene Menschen dazu neigen, aus einer Diskussion auszusteigen, wenn es auf die Frage kommt, was denn das Wesen der Technik sei? Ich möchte hier wärmstens ein kleines Büchlein empfehlen eines der letzten großen deutschen Denker seit langem:
Heidegger hat die „Technik“, weil er sie hellenisch und noch nicht „kemisch“ (i.e. ägyptisch) denkt – und keine Angst, das Buch ist insbesondere für nicht akademisch verbildete Personen sehr leicht verständlich – noch nicht ganz verstanden, aber er hat uns den einzigen Hinweis gegeben, der es dermaleinst möglich machen wird, Technik, anders als heute, zum Nutzen der Menschheit zu wenden (verwenden nämlich kann man sie nicht). Heute sind wir in einer anderen Situation: wir sind durch Wissenschaft und Technik gestellt, wie ein Wild. Gestellt, wie ein Wild im Wald durch den Jäger. Und das ist der Zusammenhang der Pränataldiagnostik mit Fukushima – und gleichfalls ist es der Ausdruck im Gesicht von Raffaels Madonna, die ihren Sohn, der ganz offensichtlich nichts davon weiß, weder gern, noch freiwillig, noch unbewußt: sondern eher konsterniert zum Opfer hingibt: unerträglich ist die Nähe des Geburtsfestes zum Karfreitag, unerträglich der Karfreitag zum Tag der Auferstehung. Daß wir darin keinen Sinn erkennen, sondern uns des Sinns („Stop making Sense!“) enthalten – darin helfe uns Gott.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus



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