Liebe Leserinnen und Leser,
ziemlich lang hat es bei mir gedauert, bis ich einzusehen lernte, warum Jesus tatsächlich der Erlöser der Welt ist. Lange dauerte die Phase, da dachte ich, Jesus sei so eine Art Sozialarbeiter de luxe. Mensch unter Menschen, wie uns das in schöner Eindringlichkeit von den Pfarrern erzählt wurde, das „Licht der Welt“, ein wenig Frieden im Herzen. Aber so ist es nicht. Es ist mehr, viel mehr… Noch immer sperrt sich der ungläubige Thomas in mir gegen die Zwangsläufigkeit der Entwicklung von der Geburt bis zur Kreuzigung … dieser ungläubige Thomas weigert sich, den Akt totaler Barbarei (der mir bei der Geburtsfeier bereits präsent ist) sinnvoll ins Glaubensgeschehen zu integrieren: „Für uns am Kreuz gestorben … “ Warum? Dieser einen Hälfte meiner Ansichten gesellte sich nach einem frühen und konsequenten Kirchenaustritt eine zweite Sicht hinzu, für die ich tief in die prähistorische Geschichtsforschung hinabsteigen mußte, um zu begreifen, was „die Schuld der Welt“ ist. Und plötzlich drehte sich das Bild. Der Gott des Alten Testaments gewann Kontur. Die Frage drehte sich um. Sie lautete nicht mehr spöttisch und anklagend, wie denn der Gott des AT dem Menschen in solcher Grausamkeit zugetan sein konnte, sondern ich lernte die Textur dieser Chronologie als ein langsames, behutsames Hinausführen aus tieferer Abgründigkeit zu verstehen. Hinzu kam das Begreifen durch´s Neue Testament, besonders im Markus-Evangelium, das sich liest, wie eine zwangsläufige Abfolge unentrinnbarer Ereignisse, die keinen anderen Ausweg boten, als die Transzendenz in absoluter Perversion gerade um das entscheidende Ding im Kern zu drehen. Und noch tiefer werden die Menschen erst sehr viel später anfangen zu begreifen, daß wir ohne Jesus überhaupt nicht mehr sehen könnten. Jesus ist im wahrhaftigsten Sinn „Das Licht der Welt“. Ein Kriegergott auf einem spirituellen Kampfplatz, der einen unglaublichen Sieg über die Materie gewonnen hat, gegen Widersacher, die mächtiger sind, als wir Schäflein, und die wir nach wie vor nicht sehen können. Die unglaubliche Entwicklung der letzten 2010 Jahre kann gar nicht ermessen werden, wenn wir Jesus nicht auch als Herrn der Technik begreifen. Als denjenigen, der alles, was Menschen vor jenen Mächten schützt, maßvoll begleitet. Wenn Jesus vom Himmelreich und vom ewigen Leben spricht, ist das nicht metaphorisch gemeint. Wir Menschen sind Doppelwesen zwischen Schlaf und Halbwachzustand: aufgewacht sind wir noch lange nicht. Auch unser Tod ist ein Schlaf und die Geburt ein Erwachen und umgekehrt. Das war einmal anders und wird – so wir siegen – eines Tages wieder anders sein: und zwar mit allem, was wir können, und es wird keinen Widerspruch mehr geben zwischen Wissenschaft und Glauben.
Mit freundlichen Weihnachtsgrüßen!
Markus
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