Ereignis, Fragen

Saftbar und Café zwischendrin

Nürnberg 14:06 – heute morgen schöne Sonne, wärmer. Das Buchhaus Campe ist von der Lorenzkirche aus tiefer in die Carolinenstraße gezogen. Bis vor wenigen Jahren war dieses Bücherkaufhaus ein unabhängiges gewachsenes Geschäft; dann übernahm die Thalia-Gruppe, die wiederum mit der Parfümerie Douglas verbandelt ist, die selbst wiederum … das weiss ich ich leider nicht, wem gehört. Den Zusammeng(h)ang zwischen Büchern und Düften hat der Diogenes Welterfolg von Patrick Süßkind „Das Parfum“ ins kollektive Unbewußte gebahnt, den ja nun als Film jeder kennt, außer mir, denn ich schaue mir so was ekelhaftes nicht an. Süßkind fand sein eigenes Buch „ein bischen eklig“. Es hat sich aber 154 Millionen Mal verkauft, und da werden auch ein paar Zahlen am Autor hängengeblieben sein, der damit die Nachfrage nach unmoralischen und morbiden Erotika stillte, ein Trend der Zeit seit spätestens … Ich finde Parfümes meist eher schwierig, ausgenommen natürliche Düfte, von Primavera beispielsweise, wunderbar! Nun hat sich das Buchhaus Campe in Nürnberg einen neuen Standpunkt gesucht, Wiedereröffnung wird am 24.04.08 um 10:00 gefeiert. Früher war es üblich, solche Ereignisse vom Astrologen elektionieren zu lassen. Das ist nichts banales, sondern eine astrologische Kunst, die von Columbus oder Königin Elisabeth I für unerlässlich gehalten wurde, wenn man vorhatte, erfolgreich zu regieren, die spanische Armada zu schlagen oder den Seeweg nach Indien zu entdecken. Mit dem Buchhandel fühle ich mich verbunden, denn zwei Häuser weiter, bei der Konkurrenz von Campe, hatte ich das Vergügen einige Jahre der Geldzähler und Kassenverwalter zu sein. ich habe mir vorgenommen, all die Millionen, die durch meine Hände glitten, dermaleinst selber umzusetzen und der Menschheit damit etwas Gutes zu tun. Ich weiss von Hugendubel auch, dass man dort durchaus früher, als Herr Heinrich Hugendubel noch lebte, astrologisch dachte. Immerhin hat der Hugendubel-Verlag eine ganze Bibliothek astrologischer Raritäten auf den Markt geworfen, ohne sich groß um Gewinn und Effiziens zu kümmern. Dennoch plagte mich als Buchverkäufer immer die Frage: „Darf man denn Geschichten erfinden?“ Ich weiß, dass es im Grunde unstatthaft ist, die Kultur solchermaßen in Frage zu stellen. Wenn ich mich davon überzeugen möchte, dass man sehr wohl Geschichten erfinden darf, schlage ich Thomas Mann auf. Doch bei ihm habe ich den Eindruck: er erfindet Geschichten nicht, sondern lässt Wirklichkeit wiedererstehen. Sonst aber, so glaube ich, spalten erfundene Geschichten die Wirklichkeit. Und das ist von Übel. Nun verkauft ein Bücherkaufhaus nicht nur erfundene Geschichten, sondern auch alles andere. Das mag also legetimierend hinzukommen. Schaut man sich das Eröffnungshoroskop an, so steht der Mond, Herrscher des Aszendenten, in schönem Trigon zur Venus. Bitte zwei mal auf das kleine Bild klicken:

Dieses Trigon ist natürlich schön, doch es hat keinen festen Grund. Mond steht in einem fallenden Haus im Schützen, und die Venus befindet sich im Widder im Exil. Man wird also dort schon Geld verdienen, das Trigon Mond – Venus existiert und Mond beherrscht auch des Hausherren Geldbörse, das zweite Haus. Mond ist das Volk (der Bücherkäufer). Und auch hat die Venus ein Trigon zu Saturn, der rückläufig in Haus drei steht, doch das ist eben Saturn, von dem man rückläufig keine Gaben erwarten darf. So steht einerseits wohl Jupiter in Haus 7, das Publikum wird also erfreut sein und großzügig. Doch wird Jupiter von Saturn, Herrscher des Steinbocks, rückläufig, bestimmt. Nimmt man die Aussage genau, zeigt sich hier, der neue Standort für die Buchhandlung scheint schlechter, als der alte zu sein, denn Saturn steht im Bereich der kleinen Wege, der Nachbarschaft, dem dritten Haus. Und wären Buchhandlungen verschwistert, so könnte man in Zukunft vom Bermudadreieck der Buchhandlungen sprechen, denn es sind viereinhalb auf engstem Raum, und die Geschwister wollen alle, Merkur in 11, natürlicher Signifikant für Buchhandlungen, Information und Wissen, wollen also alle die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen und natürlich Handel treiben. Das gelingt auch, weil ja Merkur ein schönes, zunehmendes Trigon zu Jupiter hat. Man wird also sehn. Insbesondere auch wegen dem sehr störenden Mars am Aszendenten, der die Opposition zu Jupiter gradgenau hält. Das ist schlicht Ärger, Mühen, Anstrengungen. Ein so großes Haus kämpft bekanntlich um Marktanteile, und eigentlich ist es ein Kompliment an die Deutschen, dass sich in den teuersten Filetgrundstückszonen der Innenstädte, nurmehr noch Mode, Parfüm, Fast-food oder Bücher gewinnbringend verkaufen lassen, und dann und wann eine Saftbar und ein Café zwischen drin.