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Russell´s Übereinkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

Bertrand Earl Russell, Nobelpreisträger der Literatur, im Herzen Mathematiker, doch ausgezeichnet für ein libertinistisches Buch „Ehe und Moral“, blieb zeitlebens ein Kind – was wir ja gerade an den Stieren schätzen – und was gleichzeitig so nervt. Als Vertreter der englischen Hocharistokratie konnte er sich, ähnlich Prince Philip, einige Frechheiten leisten, und es gibt allein deswegen Grund, vor ihm Hochachtung zu haben: Pazifist im ersten Weltkrieg mit Gefängnis ist schon stark.

Worauf ich hier hinweisen möchte, ist das synchronistische „Echo“ der russellschen Jupiter/Uranus Konjunktion. Mit der Aspektscheibe habe ich den Mondknoten über dem arabischen „Punkt des Ruhmes“ eingestellt (Haus 1 + Jupiter + Sonne). Ebenso bemerkenswert ist freilich, daß Florian Freistetter seinen Post genau dann setzt, wenn auch noch der Waage-Mond Russels die Runde macht!

Bertrand Russell:

„Ferner gibt es das weitverbreitete Argument des Naturgesetzes. Es war im ganzen achtzehnten Jahrhundert besonders unter dem Einfluss von Sir Isaac Newton und seiner Weltentstehungslehre sehr beliebt. Man beobachtete, dass sich die Planeten nach dem Gravitationsgesetz um die Sonne bewegen, und glaubte, Gott habe ihnen befohlen, sich gerade auf diese Art zu bewegen, und das sei der Grund für ihr Verhalten. Das war natürlich eine einfache und bequeme Begründung, die den Menschen die Mühe abnahm, nach weiteren Erklärungen des Gravitationsgesetzes zu suchen. Heute begründen wir das Gravitationsgesetz auf eine etwas komplizierte Weise, die Einstein entwickelt hat. Ich habe nicht vor, Ihnen eine Vorlesung über das Gravitationsgesetz, wie es von Einstein erklärt wird, zu halten; das würde auch zuviel Zeit beanspruchen. Für uns sind jedenfalls die Naturgesetze nicht mehr dieselben wie im Newtonschen System, wo sich die Natur aus irgendeinem Grund, den niemand verstehen konnte, einheitlich verhielt. Jetzt erkennen wir, dass sehr vieles, was wir für ein Naturgesetz gehalten haben, in Wahrheit menschliches Übereinkommen ist.“

Bertrand Russell und die Geschichte der Logik – als Comic! | Astrodicticum Simplex | ScienceBlogs.de – Wissenschaft, Kultur, Politik


Innen Bertrand Earl Russell, 18.05.1872 17:45 Trelech, England, außen 25.01.2011 10:45

Soweit der russellsche Originaltext! Daran ist wissenschaftshistorisch die geschilderte Herkunft des Wortes „Naturgesetz“ bemerkenswert. Während es heute in Verbindung mit einer Alternative zur Religion gewertet wird, beklagt sich Russell gerade über das Gegenteil, den religiösen Dogmatismus der Metapher, den die heutige Naturwissenschaft bauernschlau übernommen hat: der Kampf zweier uralter Warane. Und dann erkennt er, „daß sehr vieles, was wir für ein Naturgesetz gehalten haben, in Wahrheit menschliches Übereinkommen ist.“ Wie wahr, wie wahr!

Mit freundlichen Grüßen,

Markus