Poetry

Stundenbuch …

Stundenbuch

Die Könige der Welt sind alt…

Die Könige der Welt sind alt
und werden keine Erben haben.
Die Söhne sterben schon als Knaben,
und ihre bleichen Töchter gaben
die kranken Kronen der Gewalt.

Der Pöbel bricht sie klein zu Geld,
der zeitgemäße Herr der Welt
dehnt sie im Feuer zu Maschinen,
die seinem Wollen grollend dienen;
aber das Glück ist nicht mit ihnen.

Das Erz hat Heimweh. Und verlassen
will es die Münzen und die Räder,
die es ein kleines Leben lehren.
Und aus Fabriken und aus Kassen
wird es zurück in das Geäder
der aufgetanen Berge kehren,
die sich verschließen hinter ihm.

Rainer Maria Rilke/Das Stundenbuch/Das Buch der Pilgerschaft

Gerade die letzte Strophe von den „aufgetanen Bergen“ und deren „Geäder“ erinnert sehr an den Klimawandel. Das ganze Gedicht überhaupt an unsere „sinnlose“ Bankenkrise. „Dehnt sie im Feuer zu Maschinen“: ei, wie müssen wir hoffen, dass das bald wieder richtig läuft! Vielleicht nicht, vielleicht lohnt sich ein Innehalten? Die Zeitungen verkünden bereits das tüchtige Anschwellen des US-Verbraucherindex. Der ist dort so wichtig, weil in den USA, anders, als bei uns, zwei Drittel der Wirtschaftskraft in Kosumentenhänden liegt. Warum nicht auch bei uns? Weil das Geld nicht bei den Verbrauchern landet.