Weltbild

Das Gleichnis von der Frau aus Syrophönizien

„Und er stand auf und ging von dort in das Gebiet von Tyrus. Und er ging in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben“, heißt es Markus 7/24,  – „sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unreinen Geist hatte.“

Hier sollte und muss der moderne Leser innehalten – es ist keine Psychologie im Spiel – die Tochter ist besessen, so will es der Text – der natürlich eine Übersetzung ist – doch auch als solche Kulturportrait … :

„Und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen.“

Hier sind wir im Fische-Zeichen, im heilenden Christus-Zeichen, den Füßen. Wie eben jetzt mit Neptun & Chiron im Zeichen Fische die Frage der Welten-Heilung sich erneut stellt. Weiter heißt es im Text:

“ – die Frau war aber eine Griechin aus Syrophönizien – und bat ihn, daß er den bösen Geist von ihrer Tochter austreibe.“

Wir müssen das, ob evangelisch oder katholisch, ein wenig hallen lassen: eine Griechin aus Syrophönizien – fremd hier (Händlerin) – Tochter vom Wahnsinn befallen – wir nennen es heute aber bei anderen Namen! – bittet um Aufmerksamkeit für ihre befallene Tochter.

Und das setzt ja zweierlei voraus: einmal das intuitive Wissen um das Wesen der Krankheit ihrer Tochter. Und dann – worauf es später ankommt – das Wissen darum, daß dieser inkognito auf der Menschenflucht sich Befindender ein Meister ist: weil sie es offensichtlich sah!

Griechin, Besatzungsmacht der alten Zeit, auch für Jesus war es schon 350 Jahre her, seit Alexander das ägyptische Reich beanspruchte und daran verstarb … ; aber es ist nicht sicher, ob diese Sichtweise nicht die Folge des Wahns ist, der dem Trauma anhaftet …

„Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden, es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot wegnehme und werfe es vor die Hunde.“

Was will er ihr damit sagen?

Er wehrt sie ab, nennt ihresgleichen mit dem brutalst möglichen Ausdruck: „Hunde“.

„Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja Herr, aber doch fressen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.“

Sie meidet den Streit. Sie will das Ergebnis. Sie bleibt bei Diplomatie, als hätte sie die Provokation gar nicht verstanden, nimmt  die Metapher auf sich selbst, ähnlich, wie wenn Schwarze sich mit Schimpfworten nennen, und stellt mit einem Satz einen Kreislauf des gegenseitigen Nutzen vor, in dem auch die „Hunde“ – sehr niedrig im Rang – einen Sinn machen …

Und dafür dann bekommt sie erst die Heilung ihrer Tochter:

„Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin, der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen, und der böse Geist war ausgefahren.“

Gläubige Heiden finden den Heiland noch immer! Nur wissen wir nicht mehr soviel …

Mit freundlichen Grüßen,

Markus