Nürnberg, 16:23 – etwas schwühl, etwas gleißend, doch sonnig und warm. William Lilly war ein Stier mit der Sonne im zweiten Haus und dem Aszendenten in den Fischen. Er ist am 11. Mai 1602 02:00 in Diseworth GB geboren. Es existiert jedoch ein zweites Datum, das wohl der kalendarischen Verwirrung zuzuschreiben ist, der erste Mai.

Seine „Christliche Astrologie“ zu lesen, ist ein wahrhaftes Vergnügen, wenn auch mit den üblichen Vorurteilen der Zeit behaftet. Fische, beispielsweise, kommen bei Lilly ganz schlecht weg. Und das, obwohl er Neptun noch gar nicht kannte. Ist das nun Selbstkritik? Sein Leben macht einer Stier-Sonne in Haus 2 alle Ehre. Obwohl von Haus aus verarmt, heiratet er zweimal vorteilhaft, um dann beim dritten Mal eine Verbindung seiner Neigung entsprechend zu finden, die allerdings auch schon vorher nicht ausgeschlossen war. Stiere lieben die Sinnlichkeit, die Gemütlichkeit, doch sie sind auch konservativ bis zum Fanatismus. Bei Liz Greene habe ich irgendwo gelesen, der Stier sei das einzige Zeichen, das sich ohne Gefahr für die Seele prostituieren könne. Das ist jetzt eine böse Retourkutsche wegen Lillys Fische-Abneigung. Allerdings bestätigt sich Greens Weisheit immer wieder, und ich bin froh, dies den Stieren gegenüber nicht als meine eigene Weisheit verantworten zu müssen, obwohl ich sie mehr als einmal bestätigt finde. Es muss jedoch auch gesagt werden, dass es sicher Stiere gibt, denen so etwas sehr widerstrebt. Dennoch verbinde ich damit kein moralisches Urteil bei denjenigen Stieren, die doch dem Materiellen alles unterordnen. Sie halten oft genug die Stellung und die Dinge zusammen, und irgendwer muss das tun. Lillys großes Verdienst ist, die Stundenastrologie in ein Lehr- und Anschauungswerk verpackt zu haben, das absolute Gültigkeit besitzt. Wenn es einen Grund gibt, die Tradition zu wandeln, dann allenfalls durch die neuen Planeten, die Lilly noch nicht kannte. Hier gefällt mir der kreative Ansatz von Johann Hjelmborg und Loise Kirsebom am Besten. Wärmstens empfehle ich ihr Buch „Das Konsultationshoroskop“ aus dem Chiron Verlag. Nicht nur durch Heirat hat sich Lilly ein Vermögen geschaffen, sondern auch durch Astrologie. Berühmt ist seine Vorhersage des Brandes von London, die sogar im Parlament verhandelt wurde, weil man argwöhnte, er selbst könnte den Brand gelegt haben. Dies wurde aber schnell fallengelassen.
Bemerkenswert an Lillys Horoskop ist auch der Mars in der Jungfrau: „Ich setze mich durch mit genauer Analayse“, sowie der Jupiter in der Waage: „Gerechtigkeit ist für mich eine Frage der Ausgewogenheit, sogar der Kunst.“ Und der Fische-AC gibt ihm die Neigung zum kosmischen. „Bewußte Selbstbeschränkung wird zum Inhalt des Sonnenstolzes“, kommentiert Oskar Adler den Mond im Steinbock. Neptun, gerade noch im Löwen, hat als Aszendenten Herrscher bereits Einfluss in Haus 7, und übersetzt perfekt die esoterische Qualität des Wesens auf ein Gegenüber, macht die herrschenden Ansprüche (Löwe) dienstbar und verfügbar (und undurchsichtig). Saturn im Skorpion sind Geister, denen der Tiefgang der Leidenschaften nicht bei ihrem praktischen Werk im Weg steht. Wie ich nun aber dazu komme, jetzt, in der Zwillings-Zeit, zwei Wochen zu spät, einen Stier zu besprechen?: die Lilie ist´s, heut fotografiert, die dem Namen Lilly Ehre gibt, selbstredend eine Venus Blume, seiner eigenen Angabe nach. Und da ich numehr fast täglich in seinem Werk blättere und mir Inspirationen suche zur Erneuerung der Stundenastrologie aus der Tradition heraus, so sei dem großen Mann mit einer Lilie gedankt:


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