Geschichte, Weltbild

Immer nur dagegen sein, geht nicht.

Liebe Leserinnen und Leser,

ich fange an, mich zu fragen, was unsere Kids in jenen Kampf-Spiel Spähren wirklich treiben? Worauf kommt es bei diesen Spielen, die so überaus erfolgreich sind, eigentlich an? Es sind Kampfsimulationsspiele auf verschiedenen Ebeben, genannt „Level“. Die Verbindung zur real-world: Level kann man auch kaufen. Und je höher, desto mehr Spaß. Aber warum? Wegen der Überlegenheit? Teilweise ja, denn es verleiht einem in Wahrheit und erster Linie ungeheure Kommunikationskraft. Denn alle wollen sich den überlegenen Kräften anschließen. Vielleicht wählt man sich für eine Zeit einen Partner im Kampf gegen den Feind? Wer ist der Feind? Das ist vor allem ein bügerlicher Zeitplan mit unverschämten und kotz-langweiligen Forderungen, wie einen Schulabschluss die irgendwie nicht verhandelbar sind, und dann aber doch. Also frißt sich die Computerspiel-Sucht in Millionen und Abermillionen anonymer nächtlicher Kommunikationsorgien, deren Beiwerk auch charakteristische Merkmale des Ernährungssektors bedient: Fertig-Pizza und Nutella, weils schnell geht und die Kumpels am Level mir ja eben nur die wohlverdiente Pause für´s Freikämpfen irgendeiner feindlichen Monsterbastion gönnnen, bis ich mich in der Gruppe, als perfekt im Netz versteckter Einzelkämpfer, wieder beweisen darf. Die Gruppe fragt nicht nach Alter, sondern nur nach Leistung!

Erstaunlich dabei ist, daß der Spielsuchtquotient, der eigentlich eine Kommunikations-Sucht anzeigt, es nicht mehr gestattet, sich über das Wesen der Spielstruktur Gedanken zu machen. Wie früher im Billard-Zimmer zahlt man jetzt den Obulus zur Teilnahme, erpresst ihn von den Eltern durch Tyrannei, indem man einfach noch ein bischen schlechterer Laune ist, wie sonst, das reicht oft schon.

Die Verbindung findet man schnell auf der Spielwarenmesse, die hier bei uns in Nürnberg der große Renner ist. Alle Hotels sind ausgebucht und die Stadt voller sehr gut angezogener Herren aus Fernost, wenn diese Messe stattfindet:

Spielwarenmesse Nürnberg: Home

Welch ein Wunder, entdeckte man dort mit dem Aufkommen der ersten Spiele in den neunziger Jahren, daß es in der Jugend ein solches Marktpotential gibt! Da waren sie verraten und verkauft, und „ranghohe“ Politiker waren auch oft auf der Messe!

Nun bemerkt ausgerechnet der Präsident, der seinen Aufstieg den elektronischen Medien zu verdanken hat, Barack Obama, folgendes:

„You’re coming of age in a 24/7 media environment that bombards us with all kinds of content and exposes us to all kinds of arguments, some of which don’t always rank that high on the truth meter,“ he told the students. „And with iPods and iPads, and Xboxes and PlayStations — none of which I know how to work — information becomes a distraction, a diversion, a form of entertainment, rather than a tool of empowerment, rather than the means of emancipation. So all of this is not only putting pressure on you; it’s putting new pressure on our country and on our democracy.“

Quelle: Obama: iPad, Xbox Turn Information Into A ‚Distraction‘

Ich übersetze mal frei:

„Ihr werdet in einem Umfeld erwachsen, das uns 24 Stunden am Tag mit allen möglichen Inhalten bombadiert und uns allen möglichen Argumenten aussetzt, von denen einige nicht immer nach besonders hohen Wahrheits-Kriterien eingeordnet werden können,“ sagte er den Studenten. „Und mit iPods und iPads, and Xboxes und PlayStations – ich selbst wüßte nicht mal, sie zu bedienen – wird Information ein Ablenkungsmaneuver, ein Zerstreuen, eine Form von Unterhaltung, anstatt ein Werkzeug unserer Fähigkeiten, anstatt ein Ausdruck von Emanzipation. Daher stellt nicht nur Sie dies unter starken Druck, sondern es stellt unser Land und unsere Demokratie unter Druck.“

Innen Obama 04.08.1961 19:24 Honolulu HI USA, außen Trasite 10.05.2010 13:30

Das ist aber eine merkwürdige Rede für einen, der den politischen Blogs seine Präsidentschaft zu verdanken hat. Aber es spricht der überforderte Familienvater aus seinem Satz. Und die Sprache dessen, der einfachste Bevölkerungsschichten erreicht. Eventuell durch genau die Medien, die er hier kritisiert. Natürlich werden seine Töchter vorbildlich erzogen, aber könnten sie nicht zufällig bei einer Freundin aus Versehen gewissermaßen auf gewisse Seiten … Uhps! Ja, könnten sie und ist wohl selbst in obersten Kreisen nicht zu verhindern.

Dennoch bleibt natürlich die Bemerkung interessant, denn nun wendet sich einer gegen die Informations-Flut. Bekommen wir Zensur in Amerika? Wird der Präsident auf konservative Themen setzen, um das rechte, gespaltene Lager zu überzeugen? Oder tritt jetzt gar ein Löwe in die Arena, und sagt: „Brot und Spiele wollt ihr?“ … „Nein, genug!“ Was ist denn mit dem Blackberry?

Wir sehen im Horoskop auch Neptun am Südknoten. Gäbe es nun ein besseres Bild für´s Öl?

Ach so: warum heißt dieser Post: „Immer nur dagegen sein geht nicht.“? Die eigentliche Frage, was die Kids dort treiben? Im Netz, wenn sie spielen, oder zocken, je nachdem, wie sie´s nennen? Sozialverträglichen Stressabbau? Würde jetzt auch bedeuten, daß die vernetzten Jugendlichen in anderer Hinsicht vielleicht auch eine kulturelle Mission erfüllen müssen, Kommunikation ohne  Bindung an ein Volk, die sie als Nebenergebnis ihrer Kommunikations-Liebe ganz von selbst in die Kenntnis der englischen Sprache treibt, egal, woher sie kommen! Immerhin.

Mit freundlichen Grüßen!

Markus