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Peter Flötners Apollon

„An melius manet illa fides, per saecula prisca, illac solis equos diversis cursibus isse atque aliam trivisse viam, longumque per aevum exustas sedes inoctaque sidera flammis caeruleam verso speciem mutasse colore infusumque loco cinerem mundumque sepultum?“

Fotos Markus Termin ©

„Oder hat eher der Glaube Bestand, in uralten Zeiten seien die Rosse der Sonne dort andere Bahnen gelaufen, hätten ein anderes Wegband zerstampft und in langen Äonen sei ihre Heimstadt verbrannt und die Sterne, verdampft durch die Flammen, hätten den blauschwarzen Schimmer durch Wechsel der Farben verändert und am Ort sei Asche verstreut und der Kosmos bestattet?“ Manilius, Astronomicon, wohl für Kaiser Augustus geschrieben, oder unter zumindest dessen Schirmherrschaft, übersetzt von Wolfgang Fels

Peter Flötner schuf diesen Apollon (Ἀπόλλων) im fünfzehnten Jahrhundert. Als Phoibos Apollon („der Leuchtende“, latinisiert Phoebus) wurde er auch mit dem Sonnengott gleichgesetzt. Er befindet sich in der Ruine des Peller-Hauses in Nürnberg und hat hier, unter offenem Himmel, einen merkwürdigerweise würdigeren (sic!) Tempel gefunden, als anderswo. Weit bekannter dürfte Flöters Kunst des Stichs von Spielkarten sein, nach denen scheinbar hernach viele gearbeitet haben, denn Flötner schuf die ‚Archetypen‘, die später wohl Allgemeingut wurden. Was uns hier natürlich astrologisch und philosophisch interessiert, ist die Frage, ob es wirklich denkbar ist, dass in Zeiten der menschlichen Erinnerung die Sonne einen anderen Lauf hatte, als heute?

Bei dem griechischen Historiker Herodot (geb. ca. 490 v.Chr.), in einem mehr als lesenwerten Textabschnitt (Buch II 140 ff) über die Geschichte der Menschen und Götter findet sich folgender Satz:

„In einem Zeitraum von elftausenddreihundertvierzig Jahren haben nur menschliche Könige, nicht Götter in Menschengestalt, in Ägypten geherrscht. Ja auch bei den vor und nach diesem Zeitraum lebenden Königen sei es nicht anders, meinten sie.

Während dieser Zeit sei die Sonne viermal an ihrem gewohnten (gemeint ist ungewohnt, sonst macht der Text gar keinen Sinn, M.T.) Ort aufgegangen. Wo sie jetzt untergeht, dort sei sie zweimal aufgegangen, und wo sie jetzt aufgeht, sei sie zweimal untergegangen.

In Ägypten hätte sich dadurch nichts verändert,“ so der Bericht der Hephaistos-Priester , „weder in Bezug auf die Pflanzenwelt noch in Bezug auf die Tätigkeit des Flusses, weder in Bezug auf die Krankheiten noch in bezug auf den Tod der Menschen.“

Herodot erfährt dies von Ägyptischen Priestern, den Chronologen und Astrologen und natürlich Astronomen des Pharaos. Immerhin erfahren wir nun aus einer zweiten Quelle, dass die Sonne auch ihren Lauf ändert, ohne dass auf der Erde alles verbrannt wird. Armin Naudiet erzählt die parallele Geschichte des Maya-Kalenders und unserer Zeitzählung, und beschreibt, warum zum ’normalen‘ Jahr von 360 Tagen in beiden Welten fünf und ein viertel Tage hinzugezählt wurden. Das Jahr muß einmal dem Lauf der Sonne gemäß nur 36o Tage gezählt haben, denn dies ist, so Naudiet, der Grund, warum die Maya zwei Kalender führten. Dass es für all diese Dinge Erinnerungsspuren gibt, belegt: wir Menschen haben die Katastrophen jedenfalls überlebt. Vielleicht kann man es den Technikern und den reinen Materialisten gar nicht verübeln, wenn sie ohne Rücksicht auf die Natur daran arbeiten, das Weltall zu erkunden, wenn doch die liebe Mutter Erde (die viele dem Zeichen Jungfrau zuordnen) dann und wann ein unwirtlicher Ort wird, dass man eine Arche Noah zum Überleben wohl braucht? Wie immer, wäre es am besten, wenn die gespaltenen Lager zusammenfinden, um der Menschheit den Weg zu weisen: diejenigen, die die Schönheit der Natur bewundern und sie preisen, und diejenigen die nur daran denken, die Natur zu plündern, und ein Werkzeug daraus zu machen. Irgendwie realisieren wir kollektiv die uralte Geschichte von Noahs Arche, und sogar alle Tiere mitzunehmen könnte als Genbank denkbar werden und sein, und war es vielleicht einmal früher schon. Denn wer glaubt, die menschliche Geschichte reiche nur zurück zu den Neandertalern, und münde dann in der unvergleichlichen technischen Intelligenz von heute, denkt vielleicht in zu kurzen Zeiträumen?!