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Venus im Widder

Liebe Leserinnen und Leser,

Nürnberg 11:42 Schöner Morgen, dann zieht es wieder zu. Und Zeus, sehr passend, schleudert gleich Blitze und lässt sein Donnergrollen hören. Das Zeit-Magazin verspricht mit der Überschrift „Wo kann man die Sterne sehen?“ solches bei einem Besuch in den Planetarien. Ich war dort einmal, und kann versichern: Sterne sieht man dort nicht. Was zu sehen ist, ist die Simulation des Sternenhimmels, äußerst ernüchternd. Wer hingegen die Sterne in echt sehen mag, der sollte es mal am 6. Mai kurz vor 21:00 versuchen. Dann wird Merkur als kleine Sichel sichtbar sein; „er steht“, schreibt Liesbeth Biesterbosch, „etwas links oberhalb der Stelle, wo die Sonne hinter dem Horizont verschwindet.“ Voraussetzung für eine solche Beobachtung ist ein möglichst flacher Horizont und wolkenfreier Himmel, am besten über dem Meer. Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Alchimisten hätten im Mittelalter Venus und Merkur mit Absicht vertauscht, um den Sinn ihrer Schriften zu verschlüsseln. Das stimmt nicht. Aus einem Horoskop, das uns aus griechischen Papyri, datiert um die Zeitenwende, erhalten ist, geht hervor, wie Hermes schon zu dieser Zeit als genau der schnelle, flüchtige Glücksbote an derselben Stelle angesprochen wurde, der er heute auch noch ist.

Griechisch Ἑρμής stammt sein Kult auf sehr geheimnisvolle Weise aus Samothrake und dort von den Kabiren ab, den sogenannten „großen Göttern“. Sein Kult ist „phallisch“, er ist insofern das Prinzip der männlichen Fruchtbarkeit, der Potenz. In Hermes verschmelzen Potenz und Intelligenz. Sucht man heute unseren Ursprung bei den Tieren, ist Hermes der kulturelle Ursprung bei den Göttern. Hermes und Aphrodite passen zusammen, sie sind ja Geschwister. Die Geburt der Aphrodite ist eine bekanntlich etwas blutige Geschichte, die aber einen wahren Kern beinhaltet.

Tatsächlich gab es in der alten matriarchalen Zeit einen Ernte-Opferkönig, der von der Gemeinschaft zunächst als Liebhaber und Befruchter der Königin, dann jedoch nach Jahresfrist, am heutigen August-Vollmond, zum rituellen Opfer benutzt wurde. Diese Tat liegt nicht weit entfernt von dem, was Christen „Die Sünde der Welt“ nennen. Sie hat tatsächlich etwas mit der Geburt der Aphrodite zu tun; insofern nämlich, als dass eine bestimmte Form von weiblicher Passivität und Erotik auf das Zurückdrängen matriarchaler Macht in Folge der Ablösung dieses grausamen kultischen Geschehens zurückzuführen ist. Stichwort: die Frau, die sich als Opfer, bzw. Beute verkleidet, um den Mann zu verführen. Wir können sicher davon ausgehen, dass diese Art: Stöckelschuhe um eine Gehbehinderung vorzutäuschen (kann also leicht überwältigt werden), anmalen des Gesichts, um etwas Maskenhaftes, idealtypisch „weibliches“ zu verkörpern, sowie das prinzipiell nach wie vor vorhandene gesellschaftliche Tabu, Männer anzusprechen, auf die Umkehrung der Verhältnisse, wie sie im Matriarchat einst bestanden, zurückgeht und eine Reaktion auf die Grausamkeiten der rituellen Kastration und Verstümmelung des Opferkönigs darstellen.

Ich betone hier, dass ich weder zur Opferrolle aufrufe, noch mich über die absolut notwendige Frauenbefreiung, die auch eine Männerbefreiung ist, mokieren will. Doch dazu müssen die Frauen insgesamt erst einen Blick in ihre Geschichte wagen, auch wenn mir Feministinnen bei einem solchen Satz an den Hals springen wollten.

Also: die Erotik der Venus entstammt aus einer tiefen Menschheitsverletzung. Dies ist die dahinter stehende Wahr- und Weisheit. Um so schöner, dass Botticelli in der Renaissance es geschafft hat, ein Bild natürlicher Anmut zu entwerfen:

Dies ist auch genau das, was die Venus im Widder auszeichnet, wo sie sich heute im Quadrat zu Mars und Jupiter befindet. Sie ist die Amazone, die freie Frau. Ein Mann mit Venus im Widder fühlt sich in den Aufbruchsphasen seines Lebens harmonisch gebettet. Eine Frau mit Venus im Widder ist nicht dem entsprechend, was die aktuelle Erotik sich unter weiblich vorstellt. Es fällt ihr sehr schwer, dem „Weibchen“-Schema zu entsprechen. Versucht sie diese Anpassung, ist es immer aufgesetzt. Am besten würde es ihr stehn, mit wildem, angegrautem, aufgelöstem Haar ein Rudel Wölfe zu regieren. Leider sind die Männer nicht nur historisch, sondern auch aktuell aus gutem Grund gegenüber solchen Frauen gehemmt. Der Held, der einer solchen Frau das Wasser reichen könnte, hat heute eine Neurose und möchte Formel 1 fahren. Da macht er seine Neurose zum Beruf. Außerdem ist im Trinkwasser zuviel Östrogen, wegen über vierzig Jahren Antibabypille. Das bekommen auch die Männer ab, und um das zu toppen, trinken sie Bier, wo Hopfen drin ist, der ihnen Bäuche und Brüste macht.

Mit freundlichen Grüßen,

Markus